Keine Aufgabe für nebenbei – Koordination in Jugendberufsagenturen

Interview mit Dr. Oliver Dick vom Institut für Sozialpädagogische Forschung Mainz

17.10.2024 | Redaktion: Anne Knappe, Karin Maria Rüsing

Oliver Dick vom Institut für Sozialpädagogische Forschung Mainz (ism) erläutert im Interview, welche Entlastung die Einrichtung hauptamtlicher Koordinationsstellen für die Arbeit einer Jugendberufsagentur darstellt und wie das gesamte Netzwerk profitieren kann. Die Einrichtung dieser Stellen wird im Rahmen des Förderprogramms Jugendberufsagentur plus in Rheinland-Pfalz gefördert und wissenschaftlich begleitet. Die Erfahrungen aus diesem Projekt liefern wichtige Hinweise für eine wirksame Arbeit von Koordinatorinnen und Koordinatoren. Er schließt mit drei Wünschen an die Beteiligten, die Kommunen und Länder und den Bund.

Dr. Oliver Dick

Über den Autor


Dr. Oliver Dick ist seit 1998 wissenschaftlicher Mitarbeiter des ism. Methodisch befasst er sich mit qualitativer und quantitativer Sozialforschung gleichermaßen. Seine Themenschwerpunkte sind Evaluation und Qualitätsentwicklung und damit zusammenhängend die Wissenschafts-, Politik- und Organisationsberatung. Die Gestaltung günstiger Rahmenbedingungen für junge Menschen am Übergang ins Erwachsenenalter ist ihm dabei ein besonderes Anliegen.

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Das ism Institut für Sozialpädagogische Forschung Mainz e.V. widmet sich seit 1992 der Innovation und Evaluation sozialer Arbeit. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Verbesserung von Entwicklungschancen und -bedingungen junger Menschen. Dies wird umgesetzt durch die Beratung, Begleitung und Evaluation zahlreicher Projekte und Programme im Bereich des Übergangs von der Schule in den Beruf. Einen Schwerpunkt der Tätigkeiten stellt die Förderung der rechtskreisübergreifenden Zusammenarbeit dar. Seit 2008 begleitet das ism e.V. den Aufbau und die Weiterentwicklung von Jugendberufsagenturen unter anderem durch Prozessbegleitung, regionale Analysen sowie Konzept- und Programmentwicklung.

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Herr Dick, warum sind Koordinatorinnen und Koordinatoren in Jugendberufsagenturen eine gute Sache?

Auch wenn der Begriff "Jugendberufsagentur" dies möglicherweise suggeriert, handelt es sich bei dieser "Agentur" nicht um eine eigenständige Institution mit einem spezifischen gesetzlichen Auftrag. Vielmehr gilt es, die vielfältigen Angebote der verschiedenen Partner so aufeinander abzustimmen, dass diese den Bedarfen der jungen Menschen im Übergang entsprechen. Gleichzeitig müssen die unterschiedlichen gesetzlichen Aufträge, strukturellen Bedingungen und inhaltlich-fachlichen Ausrichtungen der Partner berücksichtigt und miteinander in Einklang gebracht werden, was sich in der Praxis als sehr komplex und aufwändig erweisen kann.

Copyright Informationen anzeigenDrei Menschen im angeregten Gespräch. Ein Mann und eine Frau auf einer Couch, ein Mann auf einem Stuhl mit dem Rücken zur Kamera.
Wenn es gut läuft, verhindert Koordination Reibungsverluste zwischen den Kooperationspartnern.

Vorrangig geht es dabei darum, dass konkrete Personen in Leitungsfunktionen und auf operativer Fachebene mit Blick auf die Bedürfnisse junger Menschen gut zusammenarbeiten. Gesetzliche und strukturelle Spielräume sind mit Blick auf konkrete Arbeitsschritte hin auszuloten.
Da die Mitarbeitenden in den beteiligten Institutionen jedoch häufig keine gesonderten zeitlichen Ressourcen zur Gestaltung der rechtskreisübergreifenden Zusammenarbeit zu Verfügung haben, besteht die Gefahr, dass Kooperation dauerhaft eher nur oberflächlich oder nebenbei erfolgt und die wahren Potenziale einer Jugendberufsagentur nicht genutzt werden.
Koordinatorinnen und Koordinatoren entlasten Entscheidungsträger und Fachkräfte, treiben als eigenständige Aufgabe Entwicklungsprozesse voran, haben Ressourcen, umfassende Aufgaben im Rahmen einer Jugendberufsagentur zu übernehmen und können, wenn es gut läuft, zwischen Personen unterschiedlicher Organisationssichtweisen "neutral" moderieren.

Welche Aufgaben sind in der Regel mit der Koordination einer Jugendberufsagentur verbunden?

Eine der zentralen Aufgaben der Koordination, wie angedeutet, besteht darin, die Kommunikations- und Kooperationsprozesse zwischen den Partnern der Jugendberufsagentur zu unterstützen. Der Koordination kommt dabei die Funktion einer "Geschäftsstelle" der Jugendberufsagentur zu, die sich um die Koordination, Organisation, Moderation und Dokumentation von Terminen und Teilprozessen ebenso kümmert, wie um die Beschaffung, Aufbereitung und Bereitstellung von Informationen, bis hin zum Aufbau eines Berichtswesens. Auch die Mitwirkung bei der Entwicklung eines Leitbildes oder gemeinsamer Angebote kann zu den Aufgaben der Koordinatorinnen und Koordinatoren gehören. Gerade in Regionen, die nicht über eine Anlaufstelle unter einem Dach verfügen, kann die Koordination als erste Anlaufstation insbesondere für Multiplikator:innen und Netzwerkpartner fungieren.

Koordinatorinnen und Koordinatoren entlasten Entscheidungsträger und Fachkräfte.

Darüber hinaus kann die Koordination auch Impulse zur Gestaltung der konkreten rechtskreisübergreifenden Begleitung junger Menschen geben, indem sie federführend in enger Abstimmung mit den beteiligten Fachkräften praktikable Formate entwickelt und deren Implementierung begleitet. Dabei kann es sich beispielsweise um spezifisch angepasste Verfahren zur Hilfe- beziehungsweise Förderplanung oder für ein systematisches Case-Management unter den lokalen Bedingungen handeln, ebenso wie um konkrete Vereinbarungen zur Durchführung von gemeinsamen Fallkonferenzen oder Fördergesprächen.

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Schulen sind wichtige Partner für Jugendberufsagenturen. Wenn es eine Koordinationsstelle gibt, gewinnt die Zusammenarbeit an Qualttät.

Ein weiteres wichtiges Aufgabenfeld stellt die Zusammenarbeit zwischen Jugendberufsagenturen und Schulen dar. Hier geht es insbesondere darum, das Angebot der Jugendberufsagentur systematisch mit der schulischen Unterstützung am Übergang Schule – Beruf zu verzahnen. Um Schulen für diese Prozesse gewinnen zu können, ist es wichtig deutlich zu machen, in welcher Weise die Zusammenarbeit im Rahmen von Jugendberufsagenturen auch für die Schulen, also deren Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und sozialpädagogischen Fachkräfte, einen Mehrwert generiert und zur Lösung schulspezifischer Probleme und Herausforderungen beitragen kann. Vor diesem Hintergrund ist es hilfreich, wenn die übrigen Partner der Jugendberufsagentur den Schulen konkrete, aufeinander abgestimmte Angebote im Bereich der Berufsorientierung und Übergangsbegleitung unterbreiten beziehungsweise gemeinsam mit diesen entwickeln können. In der wissenschaftlichen Begleitung zahlreicher Jugendberufsagenturprozesse ist deutlich geworden, dass eine vorhandene Koordination zu rascher erfolgenden und qualitativ nützlicheren Ergebnissen führt, sowohl mit Blick auf die interne Abstimmung der Angebote der Jugendberufsagentur-Partner, als auch bei der Anbahnung und Gestaltung von Kooperationsprozessen mit Schulen.

Die Koordination kann Netzwerkpartner identifizieren und gezielte Aktivitäten zur Vernetzung sowie die Anbindung an die Jugendberufsagentur initiieren.

Da in die Gestaltung gelingender Übergänge neben den Partnern der Jugendberufsagentur weitere Akteure wie freie Träger, Kammern oder Betriebe in unterschiedlich fördernder oder zentraler Rolle involviert sind, stellt die Netzwerkarbeit generell eine wichtige Aufgabe von Jugendberufsagenturen dar. Neben der Identifikation potenzieller Netzwerkpartner kann die Koordination gezielte Aktivitäten zur Vernetzung dieser Akteure sowie deren Anbindung an die Jugendberufsagentur initiieren und Kapazitäten für deren Durchführung bereitstellen. Hierzu kann die Organisation von Netzwerktreffen ebenso beitragen wie der Aufbau spezifischer thematischer Kooperationsnetzwerke (zum Beispiel zum Thema Schulabsentismus) oder die Mitwirkung in bestehenden Netzwerken (zum Beispiel Arbeitskreis Schule – Wirtschaft).

Schließlich kann die Koordination auch im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit tätig werden, wozu beispielsweise die Zuständigkeit für die Entwicklung eines eigenen Logos sowie von zielgruppengerechten Informationsmaterialien oder der Aufbau einer Internetpräsenz gehören können, aber auch das Content-Management sowie gegebenenfalls die Betreuung von Social-Media-Kanälen.

Welchen typischen Herausforderungen können sich Koordinatorinnen und Koordinatoren in Jugendberufsagenturen gegenübersehen?

Das breite potenzielle und sinnvolle Aufgabenspektrum der Koordination stellt zugleich eine der großen Herausforderungen dar. Da auch die personellen Ressourcen der Koordinatorinnen und Koordinatoren begrenzt sind, können diese meist nicht in allen genannten Feldern zugleich und mit der gleichen Intensität tätig werden. Wo welche Schwerpunkte gesetzt werden sollten, hängt in hohem Maße von den Rahmenbedingungen, dem Entwicklungsstand sowie der strategischen Ausrichtung der Jugendberufsagentur vor Ort ab. In der Aufbauphase geht es häufig zunächst darum, eine verbindliche Struktur der Zusammenarbeit sowohl auf organisatorischer als auch auf handlungspraktischer oder operativer Ebene zu etablieren. Ist dies geschafft, kann es in einem nächsten Schritt beispielsweise darum gehen, die Zusammenarbeit mit Schulen zu intensivieren.

Da Koordinatorinnen und Koordinatoren nicht frei über ihre Tätigkeitsschwerpunkte entscheiden können, müssen Sie ein aktives Erwartungsmanagement betreiben, um Handlungssicherheit zu erlangen. Hierbei geht es insbesondere darum, die Aufträge an die Koordination möglichst präzise mit den strategischen Entscheidungsträgern abzustimmen und sicherzustellen, dass diese Anforderungen auch realistisch erfüllbar sind.

Koordinatorinnen und Koordinatoren müssen aktives Erwartungsmanagement betreiben, um Handlungssicherheit zu erlangen. Die Aufträge an die Koordination müssen möglichst präzise abgestimmt werden, um realistisch und erfüllbar zu sein.

Aus der wissenschaftlichen Begleitung wissen wir, dass dies je nach Personenkonstellation der Jugendberufsagenturpartner vor Ort bereits alleine schon eine komplexe Herausforderung ist, die ein stabiles individuelles Standing beim jeweiligen Anstellungsträger, eine übergreifende Fachlichkeit und Moderations- wie Gesprächsführungskompetenz erfordert. Erfolgt ein solcher Abgleich von Erwartungen nicht, steigt die Gefahr, dass der Koordination eine diffuse Allzuständigkeit zugeschrieben wird, was fast zwangsläufig zu Konflikten und Enttäuschungen bei allen Beteiligten führt.

Eine präzise Aufgabenbeschreibung ist auch deshalb von zentraler Bedeutung, da Koordinatorinnen und Koordinatoren in Ihrer Rolle nur über begrenzte Entscheidungsspielräume und keinerlei Weisungsbefugnisse gegenüber Mitarbeitenden in den Jugendberufsagenturen verfügen. Sollen sie beispielweise die Einführung von Fallkonferenzen in einer Jugendberufsagentur vorantreiben, so kann dies nur gelingen, wenn Fach- und Führungskräfte der beteiligten Organisationen hinter diesem Vorhaben stehen und alle an einem Strang ziehen.

Unter welchen Rahmenbedingungen können Koordinatorinnen und Koordinatoren ihre Rolle wirksam gestalten?

Von entscheidender Bedeutung ist hier ein klares Bekenntnis aller Partner der Jugendberufsagentur zur Zusammenarbeit, die sich über die Unterzeichnung einer Kooperationsvereinbarung hinaus im konkreten Handeln niederschlägt. Eine der zentralen Aufgaben der obersten Leitungskräfte ist es dabei, den Willen zur Kooperation zu praktizieren und vorzuleben, den Fach- und Führungskräften kommunikativ zu vermitteln und diese bei der Implementierung auf der operativen Ebene möglichst eng zu begleiten und zu unterstützen. Dazu gehört auch eine vertrauensvolle Kooperation auf "Augenhöhe" mit den Koordinatorinnen und Koordinatoren.

Im Zuge der wissenschaftlichen Begleitung des Förderansatzes Jugendberufsagentur plus stellen wir fest, dass dort, wo in Jugendberufsagenturen eine lebendige Kultur der vertrauensvollen Zusammenarbeit besteht, die Einrichtung von Koordinationsstellen zu einer weiteren Vertiefung und Intensivierung der Kooperation geführt hat und neue Felder erschlossen werden können, zum Beispiel in der Zusammenarbeit mit Schulen. Fehlt diese Kultur oder gibt es gar offene oder verdeckte Konflikte zwischen den Partnerorganisationen oder auch "nur" zwischen den sie vertretenden Personen, fällt es Koordinatorinnen und Koordinatoren deutlich schwerer, Impulse zu setzen, da sie in der praktischen Arbeit immer wieder ausgebremst werden und kaum Unterstützung erfahren.

Wo eine lebendige Kultur der vertrauensvollen Zusammenarbeit besteht, hat die Einrichtung von Koordinationsstellen zu einer weiteren Vertiefung und Intensivierung der Kooperation geführt.

Darüber hinaus müssen vor Ort von den Partnern personelle, infrastrukturelle und auch finanzielle Ressourcen für die Arbeit in den Jugendberufsagenturen bereitgestellt werden, damit es überhaupt etwas zu koordinieren gibt. Ohne entsprechende Gestaltungsspielräume und ohne die aktive Mitwirkung der Fach- und Leitungskräfte aus Jobcentern, Arbeitsagenturen und Jugendämtern, können Koordinatorinnen und Koordinatoren dauerhaft keinen wirksamen Beitrag zur Weiterentwicklung der rechtskreisübergreifenden Zusammenarbeit leisten.

Koordinatorinnen und Koordinatoren sind idealerweise neutral gegenüber den beteiligten Akteuren, sitzen dadurch aber immer wieder auch zwischen den Stühlen. Was können sie tun, um sich Unterstützung und Rückendeckung zu sichern?

Die Aufgabe von Koordinatorinnen und Koordinatoren ist insofern besonders anspruchsvoll, als sie sich zumindest in den drei Rechtskreisen des SGB II, III und VIII generell auskennen und ein Verständnis für die Arbeitsweisen in Jobcentern, Arbeitsagenturen und Jugendämtern konkret in ihrem Einzugsgebiet entwickeln müssen. Die Chance, als Koordinatorin oder Koordinator akzeptiert und unterstützt zu werden, ist dann hoch, wenn diese von den Mitarbeitenden in den genannten Institutionen ihrerseits als unterstützend und entlastend erlebt werden.

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Einblicke in den Arbeitsalltag der jeweils anderen Rechtskreise fördern das Vertrauen.

Damit dies der Fall sein kann, müssen Koordinatorinnen und Koordinatoren sehr gut vertraut sein mit der Arbeit ihrer Kolleginnen und Kollegen und deren Standpunkte, Sorgen und Nöte idealerweise kennen und nachvollziehen können. Regelmäßige Hospitation und eine generell hohe Kommunikationsdichte befördern dies, bieten erkenntnisreiche Einblicke in den jeweiligen Arbeitsalltag und tragen wesentlich dazu bei, ein belastbares Vertrauensverhältnis aufzubauen. Auf diese Weise können Koordinatorinnen und Koordinatoren auch ein Gefühl dafür entwickeln, wie die zu bearbeitenden Aufgaben in einer Weise angegangen werden können, die für alle Beteiligten anschlussfähig ist und nicht als Überforderung wahrgenommen wird. Dazu gehört nach unseren Erkenntnissen auch, das Tempo und die Intensität der gemeinsamen Bearbeitung von Aufgaben realistisch zu planen und an der Arbeitsbelastung und den zeitlichen Ressourcen der Mitwirkenden auszurichten, ohne dabei das Ziel aus den Augen zu verlieren. Dies erfordert meist mehr Geduld als eine Aufgabendurchführung in eigener Hoheit, erhöht aber die Wahrscheinlichkeit, dass angestrebte Veränderungen in der Zusammenarbeit auch tatsächlich umgesetzt und in den Arbeitsalltag integriert, sowie gegebenenfalls vorhandene Vorbehalte und Widerstände abgebaut werden.

"Jugendberufsagenturen plus" in Rheinland-Pfalz

Zur Förderung der rechtskreisübergreifenden Zusammenarbeit in Jugendberufsagenturen wird im Rahmen des ESF+ in Rheinland-Pfalz seit 2022 der Förderansatz "Jugendberufsagenturen plus" umgesetzt. Gefördert werden jeweils eine Vollzeitstelle für eine regionale Koordinierungsstelle (Säule I) sowie für Angebote der aufsuchenden Arbeit (Säule II). Zuwendungsempfänger sind kommunale Gebietskörperschaften, bei denen auch die regionalen Koordinierungsstellen angesiedelt sind. Für die aufsuchende Arbeit sind Fachkräfte eines AZAV-akkreditierten Trägers zuständig. Die Finanzierung erfolgt in einer Kombination aus Mitteln des ESF+, der Jobcenter und der beteiligten Kommunen. Weitere Informationen unter:

Europäischer Sozialfonds in Rheinland-Pfalz: Gleichberechtigter Zugang zu allgemeiner und beruflicher Bildung

Rahmenbedingungen für den Förderansatz Jugendberufsagenturen plus (PDF)

Welche drei Wünsche haben Sie an die Akteure in und um Jugendberufsagenturen, damit Koordination zu einem echten Motor für die Weiterentwicklung der rechtskreisübergreifenden Zusammenarbeit werden kann?

Zunächst einmal wünsche ich mir, dass alle Beteiligten, also die Organisationen und insbesondere ihre jeweiligen Leitungskräfte, die Potenziale der rechtskreisübergreifenden Zusammenarbeit erkennen und diese nach Kräften fördern. Auch wenn auf diesem Weg zahlreiche Hürden zu überwinden und auch immer wieder Rückschläge zu verkraften sind, zeigen die vielen Beispiele erfolgreich arbeitender Jugendberufsagenturen, dass eine enge Zusammenarbeit möglich ist und sich lohnt – sowohl, und das in erster Linie, für die jungen Menschen als auch, nicht zuletzt, für die Mitarbeitenden.

Das Potenzial der rechtskreisübergreifenden Zusammenarbeit ist groß und sollte nach Kräften gefördert werden.

Meinen zweiten Wunsch richte ich sowohl an die Akteure vor Ort als auch explizit an die politischen Entscheidungsträger in den Kommunen und insbesondere auf Landes- und Bundesebene: Erkennt an, dass es erfolgreiche Jugendberufsagenturen nicht zum Nulltarif geben kann, schafft Gestaltungsspielräume, ermutigt die handelnden Personen vor Ort, diese weit auslegend zu nutzen. Die einschlägigen gesetzlichen Grundlagen bieten bereits vielfältige Möglichkeiten. Ich bin immer wieder begeistert zu sehen, was unter den bestehenden Rahmenbedingungen möglich ist, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen. Um es noch etwas zuzuspitzen: die Umsetzung erfolgt immer vor Ort, ausreichend zusätzliche Ressourcen, Geld und Personal, dafür müssen aber auch von Bundesländern und dem Bund zur Verfügung gestellt werden.

Erfolgreiche Jugendberufsagenturen gibt es nicht zum Nulltarif. Kommunen, Länder und der Bund sollten sie entsprechend fördern.

Um vorwärts zu kommen ist ein Motor zwar wichtig, die Kraft muss aber auch "auf die Straße" gebracht werden. Übertragen auf die Rolle der Koordination bedeutet dies, dass diese nur dann wirklich etwas bewirken kann, wenn auch alle anderen "Bauteile" einer Jugendberufsagentur funktionieren, das heißt die Fach- und Führungskräfte der beteiligten Institutionen aktiv an der Gestaltung von Strukturen und Prozessen der Zusammenarbeit mitwirken und diese mit Leben füllen.

Alle Akteure vor Ort sollten Hand in Hand arbeiten und die Koordinatorinnen und Koordinatoren fester und gleichberechtigter Teil dieser Gemeinschaft sein.

Ich wünsche mir daher, dass alle Akteure vor Ort Hand in Hand arbeiten und die Koordinatorinnen und Koordinatoren fester und gleichberechtigter Teil dieser Gemeinschaft sind – unabhängig davon, wo sie institutionell angebunden sind und aus welchen Quellen sie finanziert werden.

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